Serbiens Männer haben zum dritten Mal in Folge olympisches Gold im Wasserball gewonnen, indem sie Kroatien im Finale mit 13:11 besiegten. Trotz eines holprigen Vorrundenstarts zeigte das Team starke Leistungen in der K.-o.-Phase. Bei den Frauen triumphierte Spanien erstmals souverän, nach einem überzeugenden Turnierverlauf, und sicherte sich im Finale mit 11:9 gegen Australien den Olympiasieg.
Olympiagold im Wasserball geht an Serbiens Männer und an Spaniens Frauen – einmal sehr souverän und einmal nach zunächst holprigem Turnierstart.
Erst ganz am Ende entwickelte sich das olympische Wasserballturnier der Männer doch wieder zu reinen Balkan-Festspielen. Serbien gegen Kroatien lautete die Finalpaarung, die Kroaten standen damit nach den diesjährigen Europa- und Weltmeisterschaften zum dritten Mal binnen acht Monaten im Endspiel. Nicht minder beeindruckend war eine andere Statistik aufseiten des Gegners: Von den vorherigen 16 Finals mit serbischer Beteiligung bei großen internationalen Turnieren hatten diese kein einziges verloren – und sollten auch diesmal wieder als Sieger aus dem Becken steigen.
Mit 13:11 setzte sich das Team um Dusan Mandic – mit 26 Treffern bester Torschütze und auch wertvollster Spieler des Turniers – gegen den Nachbarn und Erzrivalen durch und gewann damit zum dritten Mal hintereinander olympisches Gold; das schafften bei den Männern zuvor nur Großbritannien (1900, 1908, 1912, 1920) vor mehr als 100 Jahren sowie Rekordolympiasieger Ungarn (2000, 2004, 2008). Wobei diesmal, die Routiniers Mandic und Nikola Jaksic einmal ausgeklammert, eine ganz neue Generation den Ton angab, nachdem nach den vergangenen Spielen in Tokio (JPN) gleich sieben Starspieler ihre Karriere beendet hatten.
Der Olympiasieger müht sich durch die Vorrunde
Allerdings hätte es auch alles ganz anders kommen können. In der Vorrunde waren beide Finalisten in ihrer Gruppe jeweils nur Vierter geworden und hatten es gerade so ins Viertelfinale geschafft; Serbien kassierte in der Gruppenphase gleich drei Niederlagen und setzte sich auch gegen Japan nur hauchdünn mit einem Treffer durch.
“Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber wir sind bekannt dafür, dass wir in der K.-o.-Phase sehr schwer zu schlagen sind”
Im Viertelfinale rang man dann die bis dahin ungeschlagenen Griechen denkbar knapp mit 12:11 nieder, wobei der Siegtreffer durch Jaksic drei Sekunden vor Schluss fiel; erst das Halbfinale gegen die USA (10:6) fiel dann etwas deutlicher aus. „Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber wir sind bekannt dafür, dass wir in der K.-o.-Phase sehr schwer zu schlagen sind. Ich glaube, jeder hat uns aufgrund der Ergebnisse in der Gruppe ein wenig unterschätzt. Aber wir waren auf den entscheidenden Moment vorbereitet“, fasste Dusan Mandic die anfangs holprige Reise zum Titel zusammen. Bronze holten die USA durch ein 11:8 über Ungarn.
- Gold: Serbien
- Silber: Kroatien
- Bronze: USA
Ein Foul wird zum Aufreger des Turniers
Wie eng die Weltspitze zusammengerückt ist, machten auch die Ergebnisse der anderen drei Viertelfinals deutlich, die allesamt ebenfalls nur mit einem Treffer oder sogar erst nach Fünfmeterwerfen entschieden wurden. Am Ende entschieden oft nur Nuancen, einmal aber wohl auch eine tragische Fehlentscheidung.
In der Partie Italiens gegen Ungarn kam es zum größten Aufreger des Turniers, als der Italiener Francesco Condemi wegen angeblicher „Brutalität“ – das schlimmste Vergehen im Wasserball – die Rote Karte erhielt, weil er in der Wurfbewegung einen Gegenspieler im Gesicht traf. Ungarn bekam einen Strafwurf, spielte ganze vier Minuten in Überzahl und setzte sich so schließlich durch.
Im Platzierungsspiel gegen Spanien protestierten die Italiener gegen diese umstrittene Entscheidung, indem sie sich zur Nationalhymne demonstrativ von den Schiedsrichtern abwandten und im Spiel selbst vier Minuten lang freiwillig in Unterzahl antraten. Der Weltverband hat den Fehler eingestanden (wenngleich dies nichts mehr am Ausgang änderte) und kündigte an, den Protest der Italiener durch die Integritätseinheit von World Aquatics untersuchen zu lassen.
US-Frauen gehen erstmals leer aus
Bei den Frauen gab es einen neuen Champion. Denn die Amerikanerinnen verpassten es, zum vierten Mal in Folge Gold zu gewinnen – und gingen am Ende auf Platz vier sogar gänzlich leer aus (10:11 im Bronzespiel gegen die Niederlande), übrigens zum ersten Mal in der olympischen Wasserballgeschichte der Frauen, die erst seit 2000 bei Olympia mitmischen. Stattdessen belohnten sich die Spanierinnen endlich einmal mit einem Welttitel – und dann gleich mit dem größten von allen –, nachdem sie seit Tokio bei fünf Turnieren zwar jedes Mal auf dem Treppchen gestanden hatten, aber eben nie ganz oben.
“Das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist”
Und anders als die Serben taten sie das auf beeindruckend souveräne Art: Ungeschlagen kamen sie durch die Vorrunde, besiegten im Viertelfinale Kanada deutlich mit 18:8 und im Halbfinale dann auch die Weltmeisterinnen aus den Niederlanden im Fünfmeterwerfen.
Im Endspiel setzte sich Spanien schließlich mit 11:9 gegen Australien durch, das die andere Vorrundengruppe gewonnen hatte und bis zum letzten Spiel ebenfalls ungeschlagen war, auch dank Top-Torschützin und Turnier-MVP Alice Williams. Im Finale fand auch sie allerdings ihre Meisterin in der spanischen Torhüterin Martina Terré, die mit gleich 15 Paraden zur Matchwinnerin avancierte. „Das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist“, sagte sie.
- Gold: Spanien
- Silber: Australien
- Bronze: Niederlande