Doppelsieg für die Wassen-Schwestern, auch Barthel stark

Svea Ziegenhagen
Svea Ziegenhagen
18:41

© Jo Kleindl

Die Goldmedaille für ihren deutschen Meistertitel im Turmspringen bekam Christina Wassen (Berliner TSC) von ihrer jüngeren Schwester umgehängt. Denn die erste Entscheidung der diesjährigen Titelkämpfe im Wasserspringen war wie erwartet eine reine Familienangelegenheit: Christina Wassen siegte am Dienstag mit 337,10 Punkten vor Elena Wassen mit 328,70 Punkten, Bronze sicherte sich Pauline Pfeif (298,00/alle Berliner TSC).

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„Ich bin wirklich sehr zufrieden. Mein oberstes Ziel war es, die Normpunktzahl für Olympia dreimal zu bekommen, und das ist mir gelungen. Es ist natürlich umso schöner, dass es jetzt noch mit der Goldmedaille geendet hat“, sagte Christina Wassen.

Es war ihr erster Einzeltitel vom Turm. Im Vorkampf gelang ihr dabei mit 350,50 Punkten sogar eine neue persönliche Bestleistung, die sie in den folgenden Runden bestätigen konnte. „Mit einer Bestleistung habe ich vorher nicht gerechnet, das ist dann natürlich einfach super, dass es so gut geklappt hat“, sagte sie.

Womöglich lag es an den besonderen Umständen: Die Deutschen Meisterschaften der Wasserspringer*innen werden in diesem Jahr erstmals im Rahmen von „DIE FINALS 2021“ ausgetragen, die ganze Halle war zu diesem Anlass bunt geschmückt. „Das ist für uns wirklich schön, dass mal ein Wettkampf hier in Berlin so toll dekoriert wird. In dieser Atmosphäre zu springen, ist einfach viel besser als in einer leeren grauen Halle. Wir freuen uns ganz besonders, dass Wasserspringen hier mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und wenn dann alles noch so toll aussieht, ist das natürlich ein schöner Pluspunkt für uns“, freute sich die Siegerin.

Nachdem Elena Wassen schon 2016 in Rio de Janeiro (BRA) Olympialuft schnupperte, werden die Schwestern bei den Spielen in Tokio (JPN/23. Juli – 08. August) nun höchstwahrscheinlich erstmals gemeinsam beim weltgrößten Sportereignis antreten.

„Sie haben beide alle Kriterien für einen Vorschlag zur Olympianominierung erfüllt“, sagte Chef-Bundestrainer Lutz Buschkow.

Die letzte Entscheidung hat allerdings immer der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB).

Barthel punktet mit Lieblingssprung, Eikermann im Verletzungspech

Im Turmspringen der Männer zeigte Timo Barthel (SV Halle) einmal mehr seine Klasse. Mit 498,25 Punkten sprang der 25-Jährige bis auf einen Punkt an seine Bestleistung heran, die er erst vor wenigen Wochen als Vierter bei den Europameisterschaften in Budapest (HUN) aufgestellt hatte, und sicherte sich damit ungefährdet seinen vierten deutschen Meistertitel nach 2017, 2018 und 2019. Zweiter wurde Lou Massenberg (Berliner TSC) mit 424,50 Punkten, Platz drei ging wie im Vorjahr an Vereinskollege Tom Waldsteiner (380,65).

„Ich konnte heute im Vorkampf und im Finale die Olympianorm springen und konnte mein Potenzial abrufen. Ich habe mir aber auch noch ein bisschen Luft gelassen im Hinblick auf Tokio, sodass ich dann vielleicht bei den Spielen nochmal meine Bestpunktzahl toppen kann“, sagte Barthel. Besonders stark präsentierte er sich im Finale bei seinem Lieblingssprung, dem 3,5-fachen Auerbachsalto gehockt, der ihm 102,00 Punkte einbrachte – die Maximalpunktzahl bei diesem Sprung.

„Darauf bin ich sehr stolz. Das ist mir das letzte Mal 2015 bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock gelungen, dass ich die 102 Punkte schaffe.“

© Jo Kleindl

Kurz vor dem Finale musste der Sieger allerdings noch einen kurzen Schreckmoment überstehen, als er sich beim Einspringen den Rücken stauchte. „Ich hatte schon Tränen in den Augen, weil ich dachte, mein Olympiatraum ist jetzt geplatzt. Dass ich jetzt danach trotzdem noch so eine Leistung erbracht habe, habe ich wirklich unserem Physiotherapeuten zu verdanken“, berichtete Barthel.

Der ebenfalls mit großen Ambitionen angetretene Jaden Eikermann (SV Neptun Aachen) hatte dagegen Pech: Bereits im Vorkampf verletzt er sich beim zweiten Sprung – er hatte in der Luft die Orientierung verloren und war heftig auf das Wasser aufgeschlagen. Zum Halbfinale und zum Finale konnte der 16-Jährige danach nicht mehr antreten. Er muss nun abwarten, wie der zweite Nominierungsvorschlag für die Olympischen Spiele durch die Bundestrainer ausfällt. „Timo Barthel an Position eins hat alle Nominierungskriterien erfüllt. Über die zweite Position werden wir am Sonntag in der Nominierungssitzung beraten“, erklärte Buschkow. Eikermann hatte als Siebter beim Weltcup den Quotenplatz für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) gesichert und auch bei der EM mit Platz sieben überzeugt.