Wie sich die Olympischen Spiele in einer abgeschlossenen Blase anfühlen könnten, davon bekommen die besten deutschen Wasserspringer*innen in diesen Tagen schon mal eine Vorstellung. Am Samstag beginnt für sie in Tokio der Weltcup, bei dem die internationalen Quotenplätze für die Spiele in Japans Hauptstadt (23. Juli – 08. August) final vergeben werden. Ein besonderer Testlauf für die Aktiven und die Organisatoren gleichermaßen.
Zur Anwendung kommen hier viele Maßnahmen aus dem dieser Tage präzisierten Playbook. In diesem legen die Organisatoren die Grundregeln für die Spiele im Sommer fest. Tägliche PCR-Tests für die Aktiven und ihr nahes Umfeld sind darin ebenso vorgesehen wie die Abschottung von der japanischen Bevölkerung. „Wir pendeln hier nur zwischen Arena und Hotel. Dort dürfen wir nicht mal die Etage verlassen, geschweige denn das Hotel selbst. Wir waren also schon lange nicht mehr an der frischen Luft“, erzählte ein Teilnehmer. Selbst die bei einem Lieferdienst bestellte Apfelschorle wurde vom Sicherheitspersonal nicht ins Hotel gelassen. Da Japan bei den Sportteams auf eine Quarantäne nach der Einreise verzichtet, wird gemäß Hygienekonzept jeder Kontakt zur ungetesteten Außenwelt strikt unterbunden.
Entscheidung über einheimische Zuschauer*innen bis Juni
Tägliche Tests in der Olympia-Blase von Tokio sind aber längst nicht alles: Alle Teilnehmer*innen müssen sich schon vor der Abreise nach Japan bereits zweimal testen lassen. Nach der Ankunft dürfen sich alle nur in Olympia-Bussen bewegen. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist laut Playbook grundsätzlich verboten. Essen ist nur in den Kantinen an den Wettkampfstätten, Restaurants im Olympischen Dorf sowie in den Unterkünften erlaubt. Die endgültigen Fassungen der Playbooks für die verschiedenen Personengruppen sollen im Juni veröffentlicht werden.
Bis dahin wird dann auch die Frage geklärt sein, ob einheimische Zuschauer*innen bei den Wettkämpfen zugelassen sind. Tokio hat derzeit zwar nur eine Sieben-Tage-Inzidenz von 38, aber es mehren sich die Zweifel an dieser Möglichkeit. Der deutsche Olympia-Arzt Bernd Wolfarth ist trotzdem der Meinung, dass die Spiele in Tokio in der Pandemie stattfinden und gelingen können, wenn sich alle Beteiligten an die strengen Hygiene-Vorgaben halten. Der Erfolg der Spiele „steht und fällt mit den Konzepten“, sagte Wolfarth. Die Turniere im Spitzen-Fußball oder die Handball-WM hätten gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, auch unter den komplizierten Bedingungen Großveranstaltungen sicher zu organisieren.