Verbände in der Bäderallianz zeigen einen möglichen Ausweg aus der Misere: Vorgeschlagen wird ein System von vier Bädertypen, die bedarfsgerecht in ausreichender Zahl im Land verteilt sind. Es braucht Förderungen von mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr.

Schwimmunterricht sollen alle Kinder in Deutschland erhalten können, bevor sie die Grundschule verlassen
Immer mehr Schwimmbäder sind marode. Es muss in großem Umfang saniert, modernisiert und neu gebaut werden, findet die Bäderallianz Deutschland. Der Zusammenschluss von 15 Verbänden aus der Bäderlandschaft hat am Donnerstag in Hannover den Deutschen Schwimmbadplan vorgestellt. „Damit legen wir erstmals eine bundesweite Strategie vor, die aufzeigt, wie eine zukunftsfähige Versorgung mit Schwimmbädern gelingen kann”, sagte der Sprecher der Bäderallianz Deutschland, Prof. Dr. Christian Kuhn.
Unser gemeinsames Ziel ist es, dass bis Mitte des kommenden Jahrzehnts jedes Kind in Deutschland beim Verlassen der Grundschule sicher schwimmen kann. Der Deutsche Schwimmbadplan schafft dafür die notwendige Grundlage.
Der Schwimmbadplan schlägt ein System von vier Bädertypen vor, die bedarfsgerecht verteilt in ausreichender Zahl vorhanden sein müssen, um eine gleichwertige Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Oberstes Ziel bei der Planung hat der Schwimmunterricht für die Kinder. Kuhn: „Nur mit einer flächendeckenden, modernen Infrastruktur kann Schwimmunterricht in Schulen und Vereinen wieder für alle zugänglich werden – unabhängig vom Wohnort oder Einkommen der Eltern.”
Schwimmen lernen hat oberste Priorität in dieser Strategie
Dem schließt sich auch der organisierte Schwimmsport an. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dass bis Mitte des kommenden Jahrzehnts jedes Kind in Deutschland beim Verlassen der Grundschule sicher schwimmen kann. Der Deutsche Schwimmbadplan schafft dafür die notwendige Grundlage. Ohne Schwimmerinnen und Schwimmer findet auch kein Schwimm- und Wassersport mehr statt”, so David Profit, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV).
Zum Schwimmbadplan mit den vier Bädertypen
Von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) beauftragte repräsentative Befragungen legen nahe, dass rund 60 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule nicht sicher schwimmen können. Gleichzeitig schrumpft das Netz an nutzbaren Schwimmbädern in Deutschland seit Jahrzehnten. Hunderte Anlagen sind bereits geschlossen, die Hälfte der vorhandenen ist sanierungsbedürftig. „Wenn wir wollen, dass Kinder sicher aufwachsen, brauchen wir wohnortnahe, funktionstüchtige Schwimmbäder. Schwimmen zu lernen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, sagt die Präsidentin der DLRG, Ute Vogt.

Von links: Prof. Dr. Christian Kuhn (Sprecher der Bäderallianz Deutschland),Susanne Blasberg-Bense (Dezernentin für Jugend, Familie & Sport in Hannover), Tanja Larsson (Generalsekretärin DLRG) und Jan Pommer (Vorstandsvorsitzender DSV)
Schwimmbadplan als Appell an die gemeinsame Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen
Die Verbände in der Bäderallianz Deutschland fordern mit dem Schwimmbadplan, dass jede Grundschule in der Zukunft ein Schwimmbad in erreichbarer Nähe hat, in dem mindestens das Schwimmabzeichen Bronze erreicht werden kann. Die verstärkte Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen, etwa bei Angeboten des schulischen Ganztags, soll dazu führen, die Schwimmfähigkeit deutlich zu verbessern. Niemand aus der Bevölkerung soll länger als 30 Minuten mit dem Auto unterwegs sein müssen, um ein Schwimmbad zu erreichen.
Wartelisten für Präventions- und Rehasport sollen der Vergangenheit angehören. Damit diese Ziele erreicht werden können, gilt es zunächst, Bedarfe zu erfassen und für jede Region eine passende Infrastruktur zu schaffen. Die Bäderallianz fordert von Bund, Ländern und Kommunen, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und mit einer verbindlichen, langfristigen Planung dem Sanierungsstau und der Schließung von Bädern entgegenzuwirken. Die Verbände selbst bieten für diesen Prozess ihre Unterstützung an.
Neugeordnete Förderung mit mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr
Zur Finanzierung des Vorhabens fordert die Bäderallianz Deutschland unter anderem ein Bäderförderprogramm, aus dem über zwölf Jahre lang jährlich mindestens eine Milliarde Euro fließen soll. Die Länder sollen dieses Programm durch eigene Landesbäderpläne mit gleicher Laufzeit ergänzen. Eine Servicestelle Bädersanierung und -entwicklung ermittelt die Bedarfe und spricht Empfehlungen für die Verwendung von Mitteln aus. Diese neu zu schaffende Einrichtung, die beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung angesiedelt werden könnte, soll auch Kommunen und Vereine zum Betrieb von Bädern beraten. “Wir wissen aus anderen Ländern: Ein Euro in die Bäder reduziert vier Euro im Gesundheitswesen. Das hat man erkannt im Entwicklungsplan Sport der letzten Regierung, der leider nicht umgesetzt wurde”, sagte Christian Kuhn dem WDR dazu.