Der DSV hält das für eine gute Idee und fordert den Ausbau der Infrastruktur und die Einstufung als kommunale Pflichtaufgabe. Welche Erkenntnisse eine große hessische Umfrage dazu liefert, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Über die Hälfte der Grundschulkinder in Deutschland kann nicht sicher schwimmen
Die Ergebnisse der „Grundschulbefragung 2024“ durch die Landesschüler*innenvertretung Hessen (LSV Hessen) zeichnen ein klares Bild: Schwimmenlernen ist für viele Grundschulkinder hierzulande nicht nur ein Wunsch, sondern wird als dringende Notwendigkeit angesehen. Der Wunsch nach mehr Schwimmunterricht geht bei vielen sogar so weit, dass sie sich Schwimmen als eigenes Schulfach wünschen. Am liebsten in einer schuleigenen Schwimmhalle.
Die „Grundschulbefragung 2024“ der LSV Hessen basiert auf einer Umfrage, an der über 900 Klassen aus 161 hessischen Grundschulen teilgenommen haben – und zwar von der 1. bis zur 4. Jahrgangsstufe. Die Kinder hatten hier die seltene Gelegenheit, ihre Meinungen, Wünsche und Kritikpunkte zum Schulalltag frei zu äußern. Die Ergebnisse wurden zwischen September und Dezember 2024 erhoben. Die hohe Beteiligung zeigt das große Bedürfnis nach Mitsprache – und liefert zugleich aufschlussreiche Erkenntnisse zur Lebenswelt der Schulkinder von heute.
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Schwimmen als Schulfach erhöht auch die Chancengleichheit
„Durch unsere Vereinsarbeit wissen wir natürlich, dass fast alle Kinder ohnehin schwimmen und die damit verbundenen Grundlagen lernen wollen. Weil es einfach Spaß macht, sich im Wasser austoben und sicher bewegen zu können“, sagt Jan Pommer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). „Gerade für Kinder, die nicht über ihr familiäres Umfeld Zugang zu Schwimmkursen erhalten, ist die Schule oft der einzige Ort, an dem sie diese lebenswichtige Fähigkeit erlernen können. Schon aus Gründen der Chancengleichheit halten wir es für angezeigt, Schwimmen zu einem Schulfach zu machen. Es gibt bereits Länder wie Australien, wo dies der Fall ist.“
„Bäder gehören wie Straßen, Schulen und Kindertagesstätten zur Infrastruktur der Daseinsvorsorge und müssen bundesweit endlich als kommunale Pflichtaufgabe eingestuft werden“
Nun hat die Kultusministerkonferenz sicheres Schwimmen zwar schon vor acht Jahren als bundesweites Lernziel in der Grundschule definiert, denn Schwimmkompetenz ist in der gesamten Lebensspanne gefragt und für die Gesunderhaltung der Menschen wichtig. Allerdings ist die notwendige Infrastruktur für einen flächendeckenden Unterricht oftmals gar nicht vorhanden – oder stark sanierungsbedürftig. Trotz zunehmender Bewegungsarmut in der Gesellschaft blieben entsprechende Investitionen zuletzt oft aber aus. Deswegen ist es ein ermutigendes Zeichen, dass der Koalitionsvertrag in seinem Entwurf Investitionen in diesen Bereich vorsieht.
„Bäder gehören wie Straßen, Schulen und Kindertagesstätten zur Infrastruktur der Daseinsvorsorge und müssen bundesweit endlich als kommunale Pflichtaufgabe eingestuft werden“, fordert daher wiederholt Michael Scragg, Präsident des Hessischen Schwimm-Verband e.V. (HSV). „Wenn Bäder weiterhin nur zu den freiwilligen Leistungen zählen, werden die Kommunen bundesweit spätestens ab 2027 angesichts eklatant steigender CO2-Abgaben in vielen Fällen andere Prioritäten setzen und nicht mehr in den Erhalt der Bäder investieren.“
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