Was passiert, wenn ein Olympiasieger nach Monaten des Trainings zurück auf die große Bühne kehrt? Lukas Märtens meldet sich bei den Stockholm Swim Open eindrucksvoll zurück – mit einer Leistung, die nicht nur für Gänsehaut sorgt, sondern auch Geschichte schreibt.
Im vorigen Sommer verzauberte Lukas Märtens ganz Sportdeutschland mit seinem Olympiasieg in Paris (FRA). An diesem Samstag bestritt der 23-Jährige vom SC Magdeburg nun seinen ersten internationalen Wettkampf seit den Spielen im vergangenen Sommer. Und sorgte bei den Stockholm Swim Open umgehend für den nächsten emotionalen Höhepunkt. In 3:39,96 Minuten blieb Märtens über 400m Freistil nicht nur als erster Mensch überhaupt unter der 3:40-Marke, er verbesserte damit auch den Weltrekord von Paul Biedermann (3:40,07), aufgestellt beim WM-Sieg im Jahr 2009 im damals noch erlaubten Hightechanzug. Dieser reagierte via Instagram denn auch sofort: „Glückwunsch: Was eine krasse Leistung! Ich freue mich, dass der Rekord in Sachsen-Anhalt bleibt.“
Alle Ergebnisse der Stockholm Swim Open
„In Stockholm bin ich vor drei Jahren erstmals in so richtig schnell und damit an die Weltspitze geschwommen, deshalb hat dieser Ort eine besondere Bedeutung für mich. Diesen Pool mag ich seitdem einfach“, sagte Märtens schon vor der Anreise aus Spanien. Dort hatte er zuvor ein dreiwöchiges Höhentrainingslager absolviert. Und mit Bundestrainer Bernd Berkhahn dabei offenbar weitere Möglichkeiten zur Verbesserung gefunden.
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„Da ich das WM-Ticket schon sicher habe, kann man auch ein paar Dinge probieren und anders machen als vor Paris, um sich zu verbessern“, hatte Märtens im Videointerview mit germanaquatics.de verraten. Ausgerichtet ist dieses Training eigentlich auf die Deutschen Meisterschaften in Berlin (01. – 04. Mai). Man darf also schon jetzt sehr gespannt sein, was Märtens dann in zwei Wochen in der deutschen Hauptstadt zu leisten im Stande sein wird.
„Lukas hat sich hier in einen Rausch geschwommen. Mit so einer Zeit konnte man hier eigentlich noch nicht rechnen“
„Als in der Halle vorab meine 3:41 aus dem Jahr 2022 als Videoclip eingespielt wurden, bekam ich Gänsehaut und dachte mir, mach es einfach noch mal so mutig. Schalt den Kopf aus und schieb deinen Rhythmus durchs Rennen. Und nach 200 Metern tat es auch schon ein wenig weh. Doch ich sagte mir, mach einfach weiter. Die letzten Meter waren dann richtig hart, aber ich bin durchgekommen. Die Halle ist förmlich explodiert und ich wusste erst einmal nicht, was abgeht. Bis Olli Klemet zu mir sagte: Du bist Weltrekord geschwommen. Das muss ich erst mal sacken lassen“, so der Weltrekordhalter. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, am Sonntag stehen bereits die 200m Freistil auf dem Programm.
Im Training wurde vieles umgestellt
„Lukas hat sich hier in einen Rausch geschwommen. Mit so einer Zeit konnte man hier eigentlich noch nicht rechnen“, freute sich auch Trainer Berkhahn. „Wir haben im Training vieles umgestellt. Weil Lukas immer schnell auf hohe Laktatwerte kam, haben wir viel im Ausdauerbereich gemacht. Das hat gut angeschlagen, auch wenn wir für diesen Wettkampf die Geschwindigkeit erst wenig angetippt haben und alles auf Berlin ausgerichtet ist. Auch die Anreise verlief etwas holprig, wir kamen erst spät an und konnten hier nicht viel trainieren. Um so mehr freuen wir uns nun aber über diese Zeit.“
400m Freistil: Vergleich der Weltrekordrennen
Strecke | Paul Biedermann in Rom 2009 | Lukas Märtens in Stockholm 2025 |
---|---|---|
100 Meter | 54,42 | 51,90 |
200 Meter | 1:51,02 | 1:47,55 |
300 Meter | 2:47,17 | 2:44,01 |
400 Meter | 3:40,07 | 3:39,96 |
In Schweden drückte Märtens wie schon bei seinem Olympiatriumph von Beginn an mutig aufs Tempo. 51,90 lautete die Zwischenzeit bei 100m, zur Rennhälfte wendete er bei 1:47,55. Bei 300m hatte er mit 2:44,01 immer noch rund drei Sekunden Vorsprung auf die Biedermann-Bestmarke, aber dann eben nicht den Auftrieb eines Wunderanzugs.
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Hinter Märtens kamen Oliver Klemet (SG Frankfurt/3:43,40) und Florian Wellbrock (SC Magdeburg/3:45,29) auf das Podest, auch sie blieben beide unter der Normzeit für die WM in Singapur (11. Juli – 03. August). Die WM-Qualifikation endet mit den nationalen Titelkämpfen Anfang Mai in Berlin.
Isabel Gose siegt mit neuem Meetingrekord
Ebenfalls bereits stark in Form präsentierte sich Isabel Gose (SC Magdeburg) beim Sieg über 1500m Freistil. In 15:58,17 Minuten setzte sich die Olympiadritte gegen ihre australische Trainingspartnerin Moesha Johnson (AUS/15:58,53) durch und stellte dabei einen Meetingrekord auf. Dritte wurde Celine Rieder (Sport-Union Neckarsulm/16:24,58). Für die WM in Singapur ist Gose auf dieser Strecke bereits gesetzt.
Weitere Podestplätze in Stockholm erkämpften Lise Seidel (SC Chemnitz/1:59,61) und Nina Holt (SC Magdeburg/1:59,71) als Zweite und Dritte über 200m Freistil. Dritter wurde zudem Lucas Matzerath (SG Frankfurt) über 200m Brust (2:12,45).